Die Humpis Linie Ravensburg
 
 Keine Familie ist mit der mittelalterlichen
 Stadtgeschichte Ravensburgs so eng ver-
 bunden wie die Familie Humpis. Man kann
 sogar sagen, daß sich die spätmittelalter-
 liche Stadtgeschichte mit nur zwei Schlag-
 worten definieren läßt, nämlich mit den
 "Humpis" und der "Großen Ravensburger
 Handelsgesellschaft". Diese herausragende
 Stellung vor allen anderen patrizischen
 Familien hat Ihre Wurzeln sicher darin, daß
 die Humpis über den langen Zeitraum von
 230 Jahren, das heißt von 1298 bis 1528
 insgesamt 77 Mal die Spitzenämter der
 Reichsstadt als Bürgermeister und Stadt-
 ammann innehatten. In der Großen Ravens-
 burger Handelsgesellschaft besetzte die
 Familie zudem unangefochten von der 
 Gründung der Gesellschaft um 1400 bis zur
 Auflösung im Jahr 1530 ebenfalls die fähr-
 ende Position als erste Regierer. Deshalb
 wurde die Handelsgesellschaft auch nach
 Humpisgesellschaft genannt.
 Aus der welfischen, später staufischen
 Ministerialität hervorgegangen, nahm sie im
 Raum Altdorf und Ravensburg über drei Gen-
 erationen hinweg die administrativen Führ-
 ungsaufgaben für den König wahr. In der
 folgenden Zeit vermehrte die Familie ihren
 standesgemäßen Reichtum durch weitere,
 nur in der Stadt gegebenen Möglichkeiten,
 nämlich der Teilnahme am Handel. Der aus
 dem Handel gewonnene Überschuß wurde
 vom 14. bis zum 16. Jahrhundert von den
 Humpis konsequent in ländlichen Grund-
 besitz angelegt. Dadurch wurde die zum
 Patriziat zugehörige Familie zu ländlichen
 Grundherren, gleich jenen Ministerialien,
 die außerhalb der Städte geblieben waren
 und seitdem zum niederen Adel zählten.
 Der gewonnene Landbesitz mit einem
 Schloß bzw. einer Burg als Herrschafts-
 mittelpunkt und der damit verknüpften Adels-
 titel führte nun keineswegs zum Auszug aus
 der Stadt. Lebensmittelpunkt blieb einst-
 weilen trotzdem das Stadthaus, das die
 Ausmaße eines Palastes annehmen könnte.



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 Das sogenannte Humpisquartier - Residenz
 des Henggi Humpis ?
 
 Stadtquartier und Stammhaus dieser Ravens-
 burger Linie ist das sogenannte Humpisquartier,
 ein mehr oder minder geschlossener Komplex
 mit insgesamt sieben Einzelgebäuden, die sich
 an der Marktstraße (Nr. 45/47), Humpisstraße
 (Nr. 1, 3, 5) und Roßbachstraße (Nr. 18) er-
 strecken. Marktstraße 45 das grazilste Gebäude
 im Quartier gelten kann, fand bereits in einm der
 ersten Stadtführer aus dem Jahr 1866 unter der
 Bezeichnung Humpishaus Beachtung.
 Als Humpishaus war also zunächst das erker-
 geschmückte Gebäude an der Marktstraße mit
 dem Wappen der Familie Humpis bekannt.
 Der Kern des Komplexes liegt naturgemäß an
 der Marktstraße. Durch historische Bauuntersuch-
 ungen ist festgestellt worden, daß auf den Par-
 zellen Marktstraße 45, Marktstraße 47 und 
 Humpisstraße 1 bereits um 1380 ein großer,
 zusammenhängender Baukomplex bestand, der
 in der damals kostspieligen, aber repräsentativen
 Steinbauweise aufgeführt war. 1380, das ist die
 Zeit, des wohlbekannten Henggi Humpis als
 Bürgermeister, Stadtammann, Mitbegründer der
 Großen Ravensburger Handelsgesellschaft, Dipl-
 omat und Unterhändler im Appenzellerkrieg und
 Führer das Schwäbischen Städtebundes, Ravens-
 burgs Unabhängigkeit als Reichsstadt und ihren
 wirtschaftlichen Aufstieg wesentlich im Auge
 hatte. Der Bau des Mehlsacks, die Erneuerung
 der Stadtbefestigung mit dem Gemalten Turm,
 die von König Wenzel priviligierte Schiffbarmach-
 ung der Schussen, mit dem Ziel, Ravensburg als
 Messestadt auszubauen, und die Erlangung der
 Hohen Gerichtsbarkeit im Jahr 1396 fallen in seine
 Lebenszeit. Er wurde 1429 im Chor des Karmeliter-
 klosters beigesetzt. Heute ist sein Epitaph in der
 Kapelle der Großen Ravensburger Handeslgesell-
 schaft zu besichtigen.
 







 Das sogenannte Humpisquartier.

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 Hat Henggi Humpis nun wirklich in dem hoch-
 mittelalterlichen Vorgängerbauten des heut-
 igen Humpisquartiers Hof gehalten ?. Es gibt
 zwar keine Quellenbelege dafür, da aber die
 Nachkommen seines einzigen Bruders Ital im
 sogenannten Romanischen Haus in der
 Marktstraße 59 belegt sind, Henggis eigene
 Söhne jedoch im sogenannten Humpis-
 quartier wohnten, liegt der Schluß nahe, daß
 sich Henggi Humpis unterhalb des Wohn-
 sitzes seines Vaters und Bruders ein eigens
 Familienquartier geschaffen haben könnte. Mit
 dem Tod Henggis im Jahr 1429 teilen seine
 beiden Söhne Frick III. und Hans II. den Kom-
 plex untereinander auf.
 Der von Henggi Humpis und seinen beiden
 Söhnen Frick III. und Hans II. begonnene Aus-
 bau einer Familienzentrale konnte nämlich be-
 reits um 1460 als gescheitert betrachtet wer-
 den. Der Grund war eine Familienfehde zwi-
 schen der Ravensburger Linie und dem Ratz-
 enrieder Zweig um die Vorherrschaft in der
 Großen Ravensburger Handelsgesellschaft, 
 wobei sich die Söhne des Henggis entzweit
 haben müssen. Der ältere Sohn Frick III. zog
 daraufhin aus dem Quartier aus und ließ sich
 im Haus Marktstraße 21 nieder, der jüngere
 Sohn Hans II., der Parteigänger der Ratzen-
 rieder Linie, sogar in der Ratzenrieder Pfarr-
 kirche begraben liegt, überließ den oberen
 Teil des Komplexes, bestehend aus den Ge-
 bäuden Marktstraße 47 und Humpisstraße 1
 um 1464 seinen Schwiegersohn v. Neidegg.
 Frick III. schuf sich 1450 eine neue Bleibe in
 der Marktstraße 21. Auch sein Sohn Onofrius,
 unter dem die Gründerlinie wieder Einfluß auf
 die Große Ravensburger Handeslgesellschaft 
 gewann, residierte dort als Bürgermeister, 
 Stadtammann und erster Regierer der Gesell-
 schaft. Die beiden Wappen unter den Blend-
 bogen weisen auf ihn uns seine Frau Bene-
 dikta Arzt, eine Augsburger Patriziertochter
 hin.
 Der Enkel Henggis, Hans d. Jüngere, scheint
 die Familienzentrale des Ravensburger Zweigs
 auch gemieden zu haben. Er wohnte statt-
 dessen in der Herrenstraße 41. Sein Besitz-
 anteil, nämlich das Haus mit dem Erker,
 stand daher bereits im 15. Jahrhundert leer.
 Als Hans d. Jüngere 1513 starb, vermachte
 er Marktstraße 45 ebenfalls den v. Neidegg,
 die damit in den Gesamtbesitz aller Gebäude
 gelangt waren.
 

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 Familienfehde der Humpislinien
 
 Hauptkontrahent der Ravensburger Zweigs um die
 Führung in der Handelsgesellschaft war die Ratz-
 enrieder Linie. Daß nach dem Tod des genialen
 Henggi Humpis im Jahr 1429 die Leitung der Ge-
 sellschaft nicht in der eigenen Familie, d. h. im
 Ravensburger Zweig blieb, sondern an den Neffen
 Jos II. aus der Ratzenrieder Linie überging, sollte
 der Anlaß zu einer Familienfehde werden, die sich
 über das ganze 15. Jahrhundert hinzog. Jos II., ein
 kaufmännisches Genie und Organisationstalent,
 der die Gesellschaft im Inneren straffte und Welt-
 geltung verschaffte, dachte nicht daran, das Amt
 des ersten Regierers 1437 an die Ravensburger
 Linie zurückzugeben, sondern nominiert dafür sei-
 nen Sohn Jos III. Auf das heftigste von den Kon-
 trahenten Frick III. und dessen Sohn Onofrius
 Humpis bekämpft, mußte Jos III. schließlich 1462
 zugunsten der Ravensburger Linie abtreten, kam
 jedoch 1477 nochmals kurzfrisitg an die Macht.
 Keine Urkunden und Akten aus der Zeit schildern
 uns die Stimmung und die Atmosphäre, die damals
 in der Stadt geherrscht haben mag, denn als An-
 hänger oder Gegner war schließlich das gesamte
 Patriziat in diesen Zwist verstrickt. Als Jos III. 1477
 dann endgültig gezwungen wurde, zugunsten des
 Onofrius abzutreten, trat unter der Führung von
 Klemens Ankenreute eine beachtliche Anzahl er-
 fahrener und bewährter Gesellen mit Ihrem Kapital
 aus der großen Gesellschaft aus und gründeten die
 sogenannte Ankenreutegesellschaft, die für nahezu
 30 Jahre der großen Muttergesellschaft die Märkte
 streitig machte und versucht Ihr das Wasser abzu-
 graben. Hinweise auf zwei vereitelte Entführungen 
 des Onofrius im Jahr 1484 gegen Lösegelderpress-
 ung und der Überfall Jos III. auf zwei Kaufleute vor
 den Toren der Stadt, die er anschließend auf sein-
 em Schloß einkerkerte, sind nur Schlaglichter auf
 dem damaligen Kriegsschauplatz der Humpis-
 familien.
 









 Wappenscheibe des Hans Humpis d. Jüngere im
 Rathaus von 1490, die er während seiner Amtszeit
 als Ravensburger Bürgermeister hinterließ.

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 Westfälischer Schinken und Orangen-
 wasser für Onofrius Humpis

 Frick III. der Vater von Onofrius erwarb 1454
 von der Ravensburger Patrizierfamilie Züricher
 das Wasserschloß Bettenreute. Es eignete
 sich zum Ausrichten der Feste sicher besser,
 als das nicht eben große Haus an der Markt-
 straße. Für diese Feste scheint auch der
 Fischkessel mit einem Fassungsvermögen
 von 20 Fischen bestimmt gewesen zu sein,
 den er sich von der Frankfurter Messe kom-
 men ließ. Orangenwasser, Kapern, Käse aus
 Piacenza in Oberitalien und westfälischer
 Schinken, Ingwer und Kandiszucker standen
 zum täglichen Eigenverbrauch auf seinem
 Tisch. Seine in großer Zahl aufgelisteten
 Saphir- , Rubin- und Smaragdringe komplett-
 ierten die seinem Stand angemessene lux-
 uriöse Kleidung aus flandrischen Stoffen und
 Genueser Samt, die mit Leoparden- und
 Marderfellen gefüttert war.
 Als Onofrius Humpis im Jahr 1496 starb, fiel
 sein Haus Marktstraße 21 an den Waltramser
 Zweig. Hieronymus Humpis zu Waltrams-
 Siggen, der Ravensburger Oberwaldförster
 und Stadtrechner war, bewohnte es noch bis
 zu seinem Tod im Jahr 1540. Seine Erben
 verkauften das Haus Marktstraße 21 im Jahr
 1561 an Georg v. Croaria.
 


 







 Marktstraße 21, residierte Onofrius Humpis.











 Im Haus Gespinstmarkt 1 wohnte bis 1528
 Konrad II. Humpis, der letzte Regierer der
 Großen Ravensburger Handelsgesellschaft.
  
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 Humpistestament aus Mallorca vom 7. Mai 1515

 Mallorca war um das 15. Jhr. eine interessante
 Handelsstadt. Hans Diepold Humpis lebte dort und
 setzte in der civitas Maioricarum, d. h. Palma de
 Mallorca am 7. Mai 1515 sein Testament auf. Der
 Mallorkanische Notar Perotus Fuyane et Rossilions
 setzte das Testament vor 7 Zeugen auf, damit der
 Inhalt in Deutschland verständlich wurde, übersetzte
 er das Schriftstück ins Latainische. Als Universal-
 erben setzt er seinen Bruder Konrad II. ein.
 Kurz darauf starb Hans Diepold Humpis und wurde
 auf seinem Wunsch hin in monasterio fratrum 
 sancte Marie de Jesu in Mallorca beigesetzt. Am 
 3. November 1515 bat Michael Apenteger unter Vor-
 lage einer Vollmacht von Konrad II. Humpis um ge-
 richtliche Übergabe der Erbmasse. 
 Michael Apenteger war mehrfach für die Große
 Ravensburger Handelsgesellschaft in Frankreich und
 Spanien tätig und kannte die Verhältnisse in diesen
 Ländern sicher gut.
   
 Schatzgräberei im Haus Gespinstmarkt 1

 Konrad II. der bis 1530 amtierende letzte Regierer
 der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft, 
 der Onofrius Humpis in der Leitung der Gesellschaft
 nachgefolgt war, wohnte im Haus Gespinstmarkt 1.
 Konrad II. Humpis war Stadtammann von Ravens-
 burg und stammte aus einem Nebenzweig der
 Ravensburger Linie, die mit dem Tod seines Sohnes
 im Jahr 1567 ganz ausstarb.
 Gespinstmarkt 1 gelangte danach, ebenso wie
 schon das Onofrius Humpissche Haus Marktstraße
 21, ebenfalls an die Waltramser Linie, die längst
 den Adelstitel besaß. Als Hans Conrad Humpis v.
 Waltrams zu Wellendingen, Worndorf und
 Seitingen, Herr zu Pfaffenweiler das Haus Gespinst-
 markt 1 von der Ravensburger Verwandten
 übernahm, vermutete er ungeahnte Schätze darin.
 Im Jahr 1591 ließ er den Keller des Hauses etwa
 4,50 Meter tief ausgraben. Truhen wurden hin- und
 hergetragen, bis sich der Hohe Rat der Reichsstadt
 einschaltete und eine Erklärung für das Treiben ver-
 langte. Hans Conrad rechtfertigte sich schlau, in-
 dem er meinte, er müsse dies tun, weil sonst seine
 Ahnen, die etwas vergraben hätten, keine Ruhe
 fänden. Tatsächlich brannte das Haus Gespinst-
 markt 1 dann auch 1603 ab und Hans Conrad
 Humpis verkaufte das Gebäude, nun bar jeder
 Schätze, an den Kaufmann Kaspar Morell. Dieses
 gespenstische Ereignis muß die Gemüter jener
 Zeit derart erregt haben, daß es der städtische
 Ratsschreiber für angebracht hielt, im Denkbuch
 der Stadt eine achtseitige, detailierte Schilderung
 dieser okkultistischen Schatzgräberei zu widmen.
 
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Copyright © 2004 Bernd Hanslmeier. Impressum
 Kirche St. Jodok in Ravensburg
 
 Ravensburg erlebte im 14. Jahrhundert ein
 enormes Bevölkerungswachstum. Der Zustrom
 neuer Bürger in die dank Leinenweberei, Lein-
 wandhandel blühende Stadt, war so stark, daß
 der städtische Rat sich um 1340 entschloß,
 die Stadtmauer im Westen der Stadt zwischen
 dem heutigen Frauentor und dem Kornhaus zu
 durchbrechen und die Stadt in Richtung
 Schussen zu erweitern. Neue Straßenzüge
 wurden angelegt und der ehemalige Stadt-
 graben zugeschüttet, aber nicht überbaut. Man
 wollte verhindern, im Falle eines Stadtbrandes
 das Feuer vom einen in den anderen Stadt-
 teil übersprang. So entstanden der "Platz" und
 der "Viehmarkt", der heutige Marienplatz. Der
 neue Stadtteil, die "Neustadt" westlich der 
 welfisch-staufischen Oberstadt, wurde um-
 mauert und in den folgenden Jahrzehnten von
 vielen Neubürgern, überwiegend Weber, Reb-
 leute und andere Kleinhandwerker, besiedelt.
 Kirchenrechtlich gehörte das Neubaugebiet
 teils zur Stadtpfarrei Liebfrauen, die dem Abt
 von Weingarten unterstand, teils zur Pfarrei
 von St. Christina, die dem Kloster Weißenau
 inkorporiert war. Dieser Zustand wurde von 
 jenen Neubürgern, die bei Wind und Wetter,
 im Sommer wie Winter den weiten Weg hinauf
 nach St. Chritstina gehen mußten, um dort
 den Gottesdienst zu feiern, weil sie zur Pfarrei
 St. Christina gehörten.
 Auch dem reichsstädtischen Rat konnte es
 nicht recht sein, daß ein Teil seiner Bürger zu
 einer Pfarrei gehörte, deren Kirche außerhalb
 der Stadtmauern und zudem im Hoheitsgebiet
 der Landvogtei Schwaben lag. Henggi Humpis
 damaliger Bürgermeister und der Rat der
 Reichsstadt beschlossen, eine neue Pfarrei
 innerhalb der Mauern zu errichten. Dieses
 Vorhaben war nur mit Zustimmung jener
 beiden Klöster zu verwirklichen, die als Herren
 der Kirchen St. Christina und Liebfrauen im
 Gelände der Neustadt Besitzrechte inne-
 hatten: der Abteien Weingarten und
 Weißenau.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 5
 Am 13. November 1385 baten der Abt von Weiß-
 enau Wernher Ruch und mit Ihm der Prämonstr-
 atensermönch Rudolf von Kipfenberg, Bürger-
 meister Henggi Humpis und die gesamte Bürger-
 schaft von Ravensburg den Bischof von Konstanz
 darum, der Gründung der neuen Kirche zuzustimm-
 en. Drei Wochen später, am 4. Dezember 1385, er-
 teilte der Bischof von Kontanz die erbetene Zu-
 stimmung. Damit war die Gründung der neuen
 Pfarrei vollendet und rechstkräftig.
 St. Jodok war einer der wichtigsten Schutzheiligen
 gegen die Pest. Nur wenige Jahrzehnte vor der
 neuen Kirchenstiftung aber war Mitteleuropa von
 der schlimmsten Pestepidemie aller Zeiten, dem
 "schwarzen Tod" von 1348/49 heimgesucht worden.
 Das "Konpatronat" von Stadt und Abtei wird in den
 Einzelbestimmungen der Stiftungsurkunde sichtbar.
 Stadt und Bürgerschaft versprachen, die finanziellen
 Lasten zu übernehmen, die mit der Errichtung von
 Altäre verbunden waren.
 Obwohl die reichtste Ravensburger Familie des
 Mittelalters, die Familie Humpis, in der Oberstadt
 wohnte, fühlte sie sich von Anfang an der Pfarrei St.
 Jodok eng verbunden. Einer der Stifter von St. Jodok
 der Bürgermeister Henggi Humpis, taufte einen
 Sohn auf den Namen Jos, die Abkürzungsform von
 Jodok. Später erhielten weitere Familienmitglieder
 den Vornamen Jos. Reiche Zuwendungen unter-
 strichen immer wieder die enge Beziehung der
 Kaufmannsdynastie zu der Kirchengründung von
 1385. 1465 stiftete Ital II. Humpis von der Linie
 Waltrams, auf den Altar Unserer Lieben Frau, Jo- 
 hannes des Evangelisten und des Täufers sowie der
 Apostel Jakobus und Petrus eine ewige Messe und
 stattete dieses mit Gütern bzw. deren Erträgnissen
 in Hiltensweiler, Elmau, Wechsetzsweiler, Hefigkof-
 en und Blitzenreute aus. Die von Ital II. Humpis ge-
 stiftete Altarpfründe, in den Quellen meist als Jo-
 hannespfründe bezeichnet, zählte bis ins 19. Jahrh.
 zu den wichtigsten Stiftungen bei St. Jodok. Hans
 Humpis der Jüngere, 1456-1514, ledig aus der Linie
 Ravensburg und Bürgermeister, ließ der Pfarrei
 St. Jodok in den Jahren 1500, 1507 und 1508
 mehrer größere Geldsummen, die bei der Ravens-
 burger Handelsgesellschaft angelegt waren, sowie
 ein Haus oberhalb der Kirche und ein Rebgarten im
 Süden der Stadt beim Holderbrunnen zukommen.
 Erwähnenswert ist im Zusammenhang mit den Stift-
 ungen von Hans Humpis noch eine Bestimmung in
 der Stiftsurkunde von 1500, weil sie eine bis ins 19.
 Jahrh. wirksame Verbindung zwischen der St.Jodok-
 skirche und der Michaelskapelle des Frauenklosters
 oben beim Mehlsack herstellte: Hans Humpis setzte
 nämlich fest, daß von den zehn Messen, die auf-
 grund seiner Stiftung viermal jährlich zu lesen waren,
 eine vom Kaplan des Andreasaltars in St. Michael
 übernommen werden sollte.
 
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