Zur Geschichte derer von Hundbiß (Huntpiz, Humpis, Humpiß, Hundpiss, Hundt-biß, Hundbiss).

Zu den ältesten schwäbischen Adelsgeschlechtern, die auch für das Allgäu Bedeutung gewannen, und deren Nachkommen in einzelnen Linien noch heute leben, zählen die Herren von Humpiß. Ohne auf die mitunter recht interessanten Einzelheiten der Familiengeschichte einzugehen. Die Spuren der Hundbiß führen zunächst nach Waltrams bei Weitnau und später in die Gegend von Kempten, insbesondere nach Unterwies bei Lenzfried und Bor-derhalbe bei Heiligkreuz. Die Humpis v. Waltrams stammen von Altdorf, und waren von Haus aus welfische Dienstmannen; als solche siedelten sie sich zuerst in Ravensburg an und zählten dort zu den angesehensten Geschlechtern. Einer von ihnen Frick I. Humpis, war 1334 kaiserlicher Landvogt in Oberschwaben. Der erste Humpis, welcher im Allgäu Güter erwarb, war Henggi, der 1376 mit Klaus Tagbrecht von Memmingen den altmannshofischen Uitrachzoll unter der Burg Waizenhofen ankaufte. 1408 - 1416 besaß Henggi Humpis als Reichspfand die Grafschaft Eglofs, und empfing als Lehen von Sankt Gallen im Jahre 1417 Burgelitz und 1419 Arnsberg. Zu Ende des 14. Jahrhunderts entstanden zwei Linien dieses Hauses, welche nach den Herrschaften, die Ratzenrieder Linie und die Waltramser Linie genannt wurde. Ihr gemeinsamer Stammvater war Ital I. Humpis, dessen Sohn Jos II. die Ratzenrieder Linie und Frick II. die Waltramser Linie gründete. Die Herrschaft Ratzenried (bei Wangen) kaufte Jos III. Humpis im Jahre 1453. Sein Sohn Jos. V. Humpis baute Ratzenried zur größten Dienstmannenburg des Allgäus aus. Die Waltramser Linie deren Stammvater der bereits erwähnte Frick II. war, erwarb sich unter Ital II. Humpis durch ausgedehnten Handel ungewöhnlichen Reichtum und mit diesem einen großen Landbesitz. Im Allgäu erkaufte Ital II. 1433 das Kemptner Lehen, die Herrschaft Siggen, und im gleichen Jahr den Burgstall Blumenau bei Praßberg mit dem Hofe zu Stadel, darunter als Lehen von Sankt Gallen und 1438 auch Meratshofen. Dieser Ital II. Humpis, der für sich und seine Gemahlin Agatha Gremlich um 1440 einen Jahrtag zu Siggen stiftete, hatte vier Söhne, namens Jakob I., Hans IV., Frick IV. und Jos IV., welche vier Unterlinien gründeten. Von diesen Söhnen wurde Frick IV. (Friedrich) der Stammvater der Linie Humpiß von Waltrams, in dem er sich mit Agnes von Mühlegg zu Waltrams, einer Schwester des Rauper von Mühlegg zu Waltrams vermählte. Im Jahr 1464 kaufte Frick IV. von Humpiß das Gut Waltrams, doch schrieb sich Frick IV. nicht nach seinem Gute Walt-rams, sondern von Pfaffenweiler, einem bei Pfärrich gelegenen Gute, das sein Vater vom Kloster Sankt Gallen als Lehen von Frick von Goßholz gekauft hatte, und das ihm bei der Erbteilung mit seinen Brüdern zugefallen war. Im Jahre 1502 starb Frick IV. von Humpiß. Vom Kaiser Maximilian bekamen die Söhne des Ital II. Humpiß 1509 das Recht, für sich und ihre Nachkommen Namen und Wappen der Herren von Waltrams zu führen. Von diesen Söhnen stiftete Jos IV. Humpis v. Waltrams die Linie zu Senftenau, sein Sohn Hans Jakob Humpis v. Waltrams, Herr auf Senftenau war im Bauernkrieg 1525 Führer des Seehaufens. Diese Linie starb mit seinen Kindern aus. Länger blühte die Linie Waltrams zu Siggen. Der letzte Sproß dieser Linie war Karl Anton Johann Humpiß, Reichsfreiherr und Stiftskapitular zu Kempten; derselbe starb am 26.03.1743. Der Stammvater der Linie zu Waltrams war , wie bereits erwähnt Frick IV. Sein gleichnamiger Enkel Frick VI. war 1533 Mitglied des Bundes der Katholiken. Frick VI. erbte Senftenau, das er aber bald verkaufte. Mit dem Erlöß erwarb er die bedeutende Herrschaft Schomburg an der Argen. Der Besitz Wellendingen bei Rottweil und Worndorf im Hegau, zwei bedeutende Rittergüter, die Hans Konrad Humpiß erworben hatte, ging den Humpiß wieder verloren, da dieser Hans Konrad seine Güter seinem Enkel Konrad Siegmund v. Freyberg vermachte. Sein Onkel Hauprecht Humpiß v. Waltrams besaß neben Waltrams und Pfaffenweiler auch das von Joachim Sürg gekaufte Schloß Amtzell. Seine Tochter war Fürstäbtissin von Lindau; sein Sohn Hauprecht II. war 1632 Führer der Landsknechte und Allgäuer Bauern gegen die Schweden, er bereitet den schwedischen Besatzungen von Wangen eine empfindliche Niederlage bei Herfatz und verfolgte diese bis nach Memmingen, konnte es jedoch nicht verhindern, daß die Schweden nach dieser Niederlage Dürren, Hipertshofen und Waltershofen verbrannten. Am 10. Mai 1632 besetzte Hauprecht II. Humpiß v. Waltrams, Herr auf Amtzell und Pfaffenweiler mit 500 Landsknechten und Bauern das 1609 neu erbaute Schloß Zeil der Truchseßen von Waldburg-Zeil und später Schloß Lautrach. Am 22. Mai 1632 wurde er jedoch vom schwedischen General Rutzhven bei Dietmansried geschlagen, wobei er seine Truppen verlor. Nach dem Tode seines Sohnes Joh. Georg Humpiß der kinderlos starb, ging den Humpiß Amtzell verloren. Der überlebende Bruder von Hauprecht II., Frick VIII, konnte nur Waltrams behaupten; er starb 1664. Dessen Söhne stifteten drei Linien, eine stiftete Johann Dietrich; dessen Söhne Rupert und Maximilian fielen 1694 im Feldzug gegen die Türken, während der dritte Sohn Johann Christoph Humpiß württembergischer Forst-meister in Reichenberg war und 1722 söhnelos starb. Begraben liegt Johann Christoph Humpiß im Kirchhofe des katholischen Dorfes Hofen bei Bad Cannstatt, wo sein Grabmal heute noch zu sehen ist. Der vierte Sohn Johann Dietrichs, Franz Benedikt, starb ledig als Ober- jäger des Markgrafen von Baden Baden 1729. Länger bestand die Linie des älteren Bruders Ignaz Hundpiss, diese erlosch erst in der fünften Generation mit Franz Friedrich v. Hundbiß auf Waltrams, der 1849 ledig in Rechtis bei Weitnau starb. Alle verheirateten Glieder dieses Ignazischen Astes von ihrem Stammvater ab heirateten bürgerliche Frauen aus dem Bürger- und Bauernstande. Ebenso ehelichten die Glieder des jüngsten Bruders Johann Domenikus von Hundbiß zu Waltrams, von diesen an, bürgerliche Frauen. Diese Linie besteht noch auf dem Familien Gute zu Waltrams, doch wurde das Gut durch eine Teilung zwischen den Brüdern Franz Anton v. Hundbiß auf Waltrams Lehensherr (1770-1841) und Domenikus v. Hundbiß auf Waltrams Lehensherr und Gutsbesitzer (1772-1851) verkleinert. Ersterer kaufte ein Gut in Moos bei Weitnau. Beide heirateten Frauen aus dem Bürgerstande. Das Ende des Alten Reiches deutscher Nation, bedeutete auch 1805 das Ende der Reichsritterschaft, die Ritterschaft Waltrams der Freiherren Hundbiß v. Waltrams kam unter bayrischer Hoheit, Ihren Adel anerkannte das Königreich Bayern, denn im Jahre 1822 wurde Franz Anton von Hundbiß zu Waltrams und sein Bruder Dominikus im Jahre 1822 und 1828 in die Adelsmatrikel eingeschrieben. Erloschen ist erst vor einigen Jahren eine badisch freiherrliche Linie der Humpiß von Waltrams mit dem Dragonerhauptmann Friedrich Freiherr v. Waltrams 1869, deren Stammvater Johann Nepumuk Dominikus v. Waltrams, Herr zu Pfaffenweiler, bischöflicher konstanzischer Hofjunker war und 1793 zu Meersburg am Bodensee starb. Das Wappen der Humpiß, das sich am Familiensitze zu Waltrams befindet, bezieht sich auf eine Legende und hat im Mittelfelde drei Rüden. Das Familiengut liegt am Nordabhang des Hauchenbergs und gehört zur Gemeinde Weitnau. Die Inhaber führen den Adelstitel bis heute, sind Gutsbesitzer und nennen sich von Hundbiß auf Waltrams. Weitere Nachkommen der Hundbiß bestehen in einer bürgerlichen Linie vor allem in Unterwies und Heiligkreuz bei Kempten und in Augsburg. Der Stammvater dieser Linie ist Johann Georg Hundbiß (1669-1717) ein Bruder von Franz Friedrich Hundbiß zu Waltrams (1679-1764). Johann Georg Hundbiß legte den Adel ab und verzichtete zu Gunsten seines Bruders, für alle Zeiten auf eventuelle Ansprüche an das Lehensgut Waltrams.

Weiße Hunde im Wappen.

Eine Wappenscheibe des Hieronymus Humpis zu Waltrams-Siggen von 1537 befindet sich im städtischen Museum Vogthaus in Ravensburg. Die witzige Devise an der Helmzier: "Weiß wie ein Köhler" bezieht sich wohl auf die Farbe der Humpishunde, die offensichtlich für alle Linien der Familie silbern bzw. weiß war und ist. Diese weißen Humpishunde begegnen uns in Ravensburg sowohl an einem Wappenstein unter der Orgelempore der Liebfrauenkirche mit originellen Schildhalten, die aus einem modisch gekleideten Paar in spätgotischer Manier bestehen. 15. Jahrhundert (Abb.1), als auch an einem Epitaph für Nicolaus Deuring (†1661) in der Karmeliterkirche, der Susanna Humpis v. Waltrams aus der Linie Waltrams zur Frau hatte. Ein Totenschild aus dem 16. Jahrhundert im Rathaus von Amtzell, der das Wappen der Waltramser Linie darstellt, zeigt ebenfalls weiße Hunde. Ebenso führt Johann Werner Humpis v. Waltrams, Deutschordens-Comtur auf der Mainau, in dem 1658 gestaltetem Stuckwappen in der Ordenskirche Altshausen weiße Hunde (Abb. 2 und 3). Über dem Eingang zur Pfarrkirche St. Stephanus in Haslach, ist das gevierte Wappen der Humpis Linie v. Waltrams zu Schomburg, das auch weiße Hunde zeigt (Abb. 4). Zum Schluß sei noch auf ein Stuckrelief in der Wallfahrtskirche Pfärrich hingewiesen, welches das gevierte Wappen der Humpislinie Waltrams mit weißen Hunden um 1716 zeigt.

All diese Beispiele stehen im Widerspruch zu den Aufführungen in der gängigen Literatur, die die Familienwappen der Humpis in eine schwarze Linie mit schwarzen Hunden für Waltrams und in eine weiße Linie mit weißen Hunden für Ratzenried aufteilt. In einem am 14.03.1509 vom Kaiser Maximilian verliehenen Adelsdiplom für die Linie Waltrams und einer weiteren, vom Kaiser Karl V. für die Nebenlinie Waltrams zu Siggen am 10.07.1540 ausgestellten Urkunden sind es weiße Hunde deren rotes Halsband mit je einem kleinen goldenen Kreuz belegt ist. Damit scheint das Wappen der Humpis, entgegen anders-lautenden Angaben in der Literatur, für alle Linien weiße Hunde in einem schwarzen Schild zu zeigen.

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