Die Humpis Linie Siggen-Brochenzell

 Die Geschichte der Humpis Linie Siggen - 
 Brochenzell, eine Nebenlinie der Waltramser
 Linie, beginnt auch mit Ital II. 1390-1465
 Humpis,  Bürgermeister und Stadtammann
 von Ravensburg. 1433 kaufte er die Burg und
 Herrschaft Siggen.









 Schloß Siggen um 1550.

 Von den vier Söhnen Ital II. führten drei die
 Linie weiter. Jacob I. Humpis erbte Siggen
 und kaufte 1447 die Herrschaft und das
 Schloß Brochenzell, sowie 1448 Sammlets-
 hofen. Damit ist er der Begründer der Linie
 Siggen-Brochenzell. In einer Urkunde von 1491
 wird Jos IV. Humpis v. Senfno genannt. Er war
 Besitzer des Schloßes Senftenau bei Lindau.
 Sein Bruder Frick IV. erwarb 1464 die Klein-
 herrschaft Waltrams hinter Großholzleute
 und ist der Begründer der Waltramser Linie.
 Jacob I. Humpis Herr zu Siggen, Brochenzell
 und Sammletshofen, Mitglied im St. Jörgen-
 schild 1488, verebte Brochenzell und Samm-
 letshofen an seinen Sohn Eitelhans, Hans 
 Sigismund sein zweiter Sohn erbt Burg und
 Herrschaft Siggen, er war Mitglied des Bundes
 kath. Edelleute in Oberschwaben 1533 und
 Mitglied der adeligen Gesellschaft zum Esel
 in Ravensburg. Um 1500 erhielt Hans Sigis-
 mund die Niedergerichtsbarkeit über Siggen.
 
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 Die Humpis erwerben die Herrschaft
 Wellendingen und Worndorf 1548

 Das Schloß und Dorf Wellendingen wurden
 am 3.Mai 1540 von Reitern des Hans v. Land-
 enberg aus Schramberg gebrandmarkt.
 Das Ifflinger´sche Schloß, benannt nach dem
 damaligen Besitzer Konrad Ifflinger, wurde ein
 Raub der Flammen. In raschen Besitzer-
 wechsel folgten sich dann Hans v. Stotzingen
 und am 13. Oktober 1548 Hieronymus Humpis
 v. Waltrams zu Siggen, der Sohn von Hans
 Sigismund Humpis v. Waltrams zu Siggen.
 Eine Wappenscheibe (links) des Hieronymus
 Humpis von 1537 zeigt sein Wappen vor der
 Wappenbesserung mit den Widdern der alten
 Herren von Waltrams. Bereits 1571 verkaufte
 Hieronymus das Gut Wellendingen und Worn-
 dorf an seinen Vetter Hans Conrad Humpis v.
 Waltrams zu Schomburg, Herr zu Pfaffenweiler
 um 18000fl. Er war Ehemann in erster Ehe von
 Anna v. Freyberg und in zweiter Ehe von 
 Elisabeth v. Spaur.  Das Schloß und Dorf
 Wellendingen wurde wieder hergerichtet,
 denn 1608 vererbte er,  als er söhnelos starb
 Schloß und Herrschaft Wellendingen, sowie
 Worndorf an den Enkel Hans Conrad Freiherr
 von Freyberg zu Eisensberg.










 Im Schloß Wellendingen bei Rottweil ist heute
 das Rathaus der Gemeinde untergebracht.

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 Die Humpis erwerben Schloß Efritzweiler
 und Herrschaft Kluftern 1540

 Jacob III. Humpis v. Waltrams zu Siggen 1508-
 1548, der Bruder von Hieronymus, heiratete
 Katharina v. Rechberg zu Hohenrechberg.
 Jacob III. Humpis erwirbt Schloß Efritzweiler u.
 die Herrschaft Kluftern zwischen 1530-1540.
 Sein Vetter Hans Jacob Humpis  v. Waltrams
 der Herr zu Brochenzell war, kam 1530 in
 türkischer Gefangenschaft, vermeintlich tot.
 Seine Mutter Barbara v. Sengen verkauft
 Brochenzell und Sammeltshofen 1536 an
 Jacob III. Humpis v. Waltrams Herr zu Siggen.
 Nach Rückkehr aus der Gefangenschaft wird
 Hans Jacob Humpis v. Waltrams 1549-1556
 konstanzischer Vogt zu Markdorf.
 Jacob III. Humpis v. Waltrams Herr zu Siggen,
 Brochenzell, Sammletshofen, Kluftern und
 Efritzweiler, Ritter des heiligen Grabes, stirbt
 1548. Sein Epitaph ist in der Kirche zu Kluf-
 tern bei Markdorf. Das Schloß Efritzweiler
 und die Herrschaft Kluftern blieben der Linie
 Siggen-Brochenzell bis 1609. Sein Sohn  Joh.
 Jacob v. Waltrams zu Siggen verkauft 1609 an
 Jos Ludwig  Humpis v. und zu Ratzenried.
 Joh. Jacob Humpis war Jurist in Padua
 immatr. am 21.12.1565. 


 





 Schloß Efritzweiler mit Kapelle.
 
 Deutscher Orden

 1190 gründeten Kaufleute aus Bremen und
 Lübeck vor der Stadt Akkon im Heiligen Land
 ein Feldspital für verwundete Kreuzritter und
 kranke Pilger. Diese Hospitalgemeinschaft
 wurde 1198 in einen Ritterorden nach dem Vor-
 bild der Templer und Johanniter umgewandelt.
 Ordenszeichen: weißer Mantel und schwarzes
 Balkenkreuz. Nach dem Scheitern der Kreuz-
 züge 1291 wurde der Hochmeistersitz von Ak-
 kon-Montfort nach Venedig verlegt, seit 1309
 in der Marienburg/Westpreußen. Nach schwer-
 en kämpfen und Verlusten mußte der Orden
 1457 die Marienburg räumen, neuer Hoch-
 meistersitz wurde Königsberg. Um 1500 ver-
 lor der Orden überdies seinen Besitz in den
 Mittelmeerländern. Der Sitz des Hochmeisters
 wurde nach Bad Mergentheim in der Ballei
 Franken verlegt. Von dort aus befehligte schon
 während des Mittelalters der Deutschordens-
 meister die deutschen Balleien (Ordensprovin-
 zen). Napoleon hob den Orden in den Rhein-
 bund - Staaten auf. 1809 zog sich der
 Hochmeister nach Wien zurück.
 Aus Kommenden (Ordenshäusern mit Besitz-
 ungen und Rechten) im südwestdeutschen
 Sprachraum (mit Schweiz und Elsaß) entwick-
 
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 elte sich die Ballei Elsaß-Burgund. 1444-1805
 hatte der Landkomtur (Ballei-Kommandeur)
 seinen Sitz in Altshausen/Südwürttemberg.
 1388 war diese Ballei direkt der Kammer des
 Hochmeisters unterstellt worden.
 Die wichtigste Aufgabe betrachtete der Orden
 jedoch den kampfbereiten Einsatz der Ritter-
 brüder, die sich seit dem 17. Jahrhundert auch
 "cavalliere" nannten, bei Aufgaben für den 
 Kaiser und Reich, vor allem bei solchen, die
 der Verteidigung des Glaubens diente. Johann
 Werner Hundtbiss v. Waltrams war Deutsch-
 Ordens-Komtur in Straßburg 1642, Kämmerer
 und Oberleutnant der Erzherzöge von Öster-
 reich/Tirol und seit 1652 Landkomtur der Ballei
 Elsaß-Burgund. Ab 1658 wurde er schließlich
 Landkomtur auf der Insel Mainau. Sein Epitaph
 ist in der Pfarr- und Schloßkirche Altshausen zu
 sehen. Der Onkel Joh. Christoph v. Waltrams
 war Deutsch-Ordensritter, er starb 1640. 
 Joh. Eitel Humpis v. Waltrams der Neben- 
 linie Pfaffenweiler, Amtzell war auch Deutsch-
 Ordensritter 1598 - 1621.
 Im Jahr 1601 ist Joh. Theobald Humpis v.
 Waltrams in den Deutschen Orden in Mergent-
 heim eingetreten. In Gangkofen wurde er Land-
 komtur 1615. Im Deutschordensschloß in
 Münnerstadt wo er Hauskomtur war, befindet
 sich am Erker sein Wappen neben dem
 Wappen des Landkomturs Joh. Eustachius v.
 Westernach auf Kronburg. Bis zu seinem Tod
 im Jahr 1636 als Landkomtur in Öttingen, war
 er Komtur in Rothenburg, Winnenden, u. Virns-
 berg, dazu 1626 Ratsgebietiger der Ballei
 Franken.
 Als Folge des Ersten Weltkriegs mußte der
 Papst den Ritterorden in einen kirchlichen
 Orden umwandeln. Heute ist der Orden in
 einigen europäischen Ländern tätig. Der Sitz
 des Hochmeisters ist Wien.

 Der letzte Humpis der Linie Siggen in
 Ravensburg

 Der letzte Humpis der Linie Siggen in Ravens-
 burg starb im Jahr 1728. Joseph Clemens v.
 Humpis, Reichsfreiherr v. Waltrams, Herr zu
 Siggen u. Brochenzell, fürstlich konstanzisch-
 er Hofcavalier und Hofrat zu Meersburg steht
 auf seinem fein ausgearbeiteten Grabstein
 in der heutigen evangelischen Stadtkirche zu
 lesen. Mit seinem Bruder Karl Johann Anton
 Humpis, Reichsfreiherr und Stiftskapitular in
 Kempten starb die Linie Siggen - Brochenzell
 1743 aus. Ihr Vater Marquard Jakob Humpis
 zu Siggen hat 1683 von dem Kanoniker in 
 Ellwangen Johann Franz Adalbert Humpis zu 
 Brochenzell die Ritterschaft Brochenzell ge-
 kauft. Mit der kaiserlicher Erlaubnis durch 
 Kaiser Leopold wurde Marquard Jakob Humpis
 und seine Geschwister am 24.09.1699 in den
 Reichs-Freiherrenstand erhoben, indem er für
 eine große Summe Geld den Titel kaufte.
 Dies und der aufwendige Lebensstil, überstieg
 die finanziellen Möglichkeiten der Herrschaften
 Siggen und Brochenzell.     

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 Der Freiherr Marquard Jakob Humpis war 1708
 Obervogt der Reichenau und Geheimrat der
 Fürstbischöfe von Konstanz. Die Schulden-
 praxis, die Marquard Jakob Humpis mit dem
 Reichsstift Weingarten eingegangen war, 
 zwang ihn 1721, das Reichslehen Brochenzell
 mit kaiserlicher Zustimmung samt aller Rechte
 und Pflichten um 34.500 Gulden an das Kloster
 Weingarten zu veräußern. Damit wurde das
 Kloster im Jahr 1723 Besitzer der Herrschaft
 mit samt dem Schloß Brochenzell und dem
 Patronatsrecht an der 1624 von den Herren
 Humpis erbauten Kirche.
 Am 23. März 1724 starb Freiherr Marquard
 Jakob Humpis, seinem Sohn Joseph Clemens
 blieben, neben dem Reichsfreiherrentitel nur
 noch Schloß und Herrschaft Siggen, und die
 kaiserlichen Lehensweinberge an der Burg-
 halde in Ravensburg, mit denen er, wie all
 seine Vorfahren, vom Kaiser belehnt worden
 war.
 Wie fast allen Adligen seiner Zeit, reichten
 auch Joseph Clemens die Einkünfte aus sein-
 en Ländereien nicht aus, um einen gehobenen
 Lebensstil finanzieren zu können. Alle Humpis,
 die nicht mehr im Handel engagiert waren, be-
 gaben sich daher seit dem 16. Jahrhundert in 
 den Dienst größerer Herren und bekleideten
 dort gut dotierte Ämter als Vögte zu Neuburg,
 als kaiserliche Räte oder als Kämmerer der
 Bischöfe von Konstanz. In dieser Tradition
 stand auch Joseph Clemens, der am Fürst-
 bischöflichen Hof zu Konstanz das Amt eines
 Hofcavaliers und Hofrats besetzte. Die dort für
 seinen Auftritt geforderte, reiche dekorierte
 barocke Gala-Kleidung, die aus einem dunkel-
 braunen, mit Silber reich bordierten Rock, 
 Weste aus Gold- und Silberstoffen, schwarzen
 Seidenstrümpfen mit silbernen Zwickeln, einen
 vergoldeten Degen und dem wertvollen Reitzu-
 behör mit einer silberbestickten Pferdedecke
 bestand, hatte zusammen einen Wert von
 etwa 400 Gulden. Im Vergleich dazu hätte sein
 Diener der ein Jahresgehalt von 25 Gulden von
 ihm erhielt, 16 Jahre bei ihm arbeiten müssen.
 In seiner Wohnung in der er in der Stadt
 Ravensburg zur Miete wohnte, kümmerte
 sich der vorgenannte Diener Karl um sein
 Wohlergehen und besorgte auch die
 Mahlzeiten aus dem Gasthof zu den Drei
 Königen, vielleicht aus alter Verbundenheit an
 das der Familie nicht mehr zur Verfügung


  
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 stehende Stammhaus. Seine wertvolle Biblio-
 thek weist ihn als gebildeten Mann aus, gleich-
 zeitig erscheint er mit seinem reichen Arsenal
 an Flinten, Pistolen, Degen und Hirschfängern
 als Waffenliebhaber. In seiner Freitzeit stellte
 sich der Blumenfreund mit Vorliebe an seine
 mit allen Werkzeugen ausgestattete Hobel-
 bank und schreinerte Möbel oder schnitzte
 Figuren.

 Mit Fackeln wurde der am 2. September 1728
 verstorbene Freiherr Joseph Clemens Humpis
 v. Waltrams zu Siggen auf Anweisung seiner
 Mutter bei den Karmelitern zu Grabe getragen
 und im Chor der Kirche bestattet. Bei der
 Renovierung der evangelischen Stadtkirche im
 Jahr 1966 kamen seine Gebeine zu Vorschein.
 Leider hat man die Inschrift an der Wand beim
 Umbau des Chors getilgt.
 
 Die im Jahr 1483 von den Humpis gestiftete
 Familienkapelle im ehemaligen Karmeliter-
 kloster wurde beim Bau der evangelischen
 Stadtkirche in den Jahren 1842 bis 1844 be-
 dauerlicher Weise abgebrochen.
 
 1760 verkaufte Freiin Anna Maria Humpis
 v. Waltrams zu Siggen Stiftsdame im 
 Kanonissenstift Lindau, als letzte der
 Humpis Linie Siggen, die Herrschaft und
 Schloß Siggen an die Grafen von
 Traun-Abensberg. 















 Schloß Brochenzell, seit 1982 im Besitz der
 Gemeinde Meckenbeuren. Am 04. Oktober 
 1994 erfolgte die Gründung des "Fördervereins
 Humpisschloß Brochenzell". Bereits am
 23.09.1995 beginnt die Schloßsanierung und
 endete erfolgreich im Jahr 2000.
 
 
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 Wappen der Humpis v.
 Waltrams zu Siggen,
 1537, vor der
 Wappenbesserung.
Copyright © 2004 Bernd Hanslmeier. Impressum

 Wappen des Land-
 komturs Joh. Werner
 Hundtbiss v.Waltrams.