Jos III. Humpis von Ravensburg erwirbt
 Schloß und Herrschaft Ratzenried 1453

 Die Geschichte der Humpis Linie Ratzenried
 beginnt mit Jos III. 1410-1482 Humpis von
 Ravensburg, Bürgermeister von Ravensburg
 und 1. Regierer der Ravensburger Handels-
 gesellschaft. 1453 erwirbt Jos III. Schloß und
 Herrschaft Ratzenried sowie Dorf Wetzelried
 für 5800fl. und ist damit der Begründer der
 Ratzenrieder Linie.
 Die Niedere Gerichtsbarkeit verleihte ihm der
 Kaiser Friedrich III. für Ratzenried und das 
 Dorf Wetzelried 1454. Marktstraße 59 in
 Ravensburg war das Stammhaus der Ratzen-
 rieder Linie. Jos III. steht seit 1473 als Be-
 wohner des Anwesens Marktstraße 59 in den
 Steuerbüchern fest. Die Humpis v. Ratzenried
 verkauften ihren Stammsitz Marktstraße 59
 erst zwischen 1545 und 1552 an die Patrizier-
 familie Schultheiß von Sindringen. Nach dem
 Tod 1482 Jos III. erbten die Söhne Jos V. und
 Jakob das Ratzenrieder Lehen, jeder zur
 Hälfte. 1490 schlossen sie zunächst eine Erb-
 einigung ab, der dann 1498 die offizielle Teil-
 ung der Herrschaft folgen sollte.
 1488 war der Schwäbische Bund auf Drängen
 Kaiser Friedrich III. ins Leben gerufen worden.
 Zusammen mit Wangen trat Jos V. Humpis
 diesen Bund bei. 1499 brach der Krieg des
 Schwäbischen Bundes gegen Appenzell aus.
 Bei einem Gefecht in der Nähe von Feldkirch
 beteiligten sich als Truppenführer unter an-
 derem Graf Hug von Montfort zu Bregenz, 
 Truchseß Hans von Waldburg und
 Jos V. Humpis von Ratzenried.
 Kaiser Maximilian bewilligte am 4. Juli 1495
 für Jos V. und Jakob Humpis v. Ratzenried
 das Hochgericht in Ratzenried und seine
 Dörfer.





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 Um 1500 wurde die Burg und Schloß Ratzen-
 ried für 11000fl. grundlegend modernisiert.
 Vergleicht man die Kaufsumme von 5800fl. wird
 klar, wie groß die Modernisierung und Vergröß-
 erung gewesen sein muß. Seither galt die
 Burg Ratzenried als größte Dienstmannenburg
 des Allgäus. 1593 wurde die Burgkapelle neu
 gebaut und der Heiligen Dreifaltigkeit, der
 Jungfrau Maria und dem Apostel Andreas
 geweiht.

 Erhebung in den Adelsstand

 Im Jahr 1500 wurde Jos V. Humpis vom Kaiser
 Maximilian zum kaiserlichen Vogt zu Neuburg
 am Rhein (bei Koblach, Hohenems) ernannt, ein
 Amt, das er bis zu seinem Tod 1523 innehatte.
 1502 starb sein Bruder Jakob II. Humpis, sowie
 dessen Frau Anna von Bosweil. Die drei un-
 mündigen Kinder wurden von ihrem Onkel Jos V.
 betreut. 1503 erhielt Jos V. vom Bischof von Kon-
 stanz einen Weingarten zu Bernang im Rheintal
 zu Lehen, die Humpis behielten dieses Bischofs-
 lehen bis ins 19. Jahrhundert. 1511 erhielt Jos V.
 Humpis vom Kaiser den Auftrag, im Allgäu und
 in Vorarlberg 1000 Landsknechte anzuwerben.
 1513 beantragte Jos V. Humpis die Erhebung in
 den Adelsstand, nachdem er 30 Jahre dem
 Kaiser gedient habe und ihm in Ehren und Krieg-
 en nachgezogen war. Darum habe er diese Privi-
 legien für die eigenen Gerichte verdient. Zuvor
 schon 1496 beantragten die Brüder Jos V. und
 Jakob Humpis v. Ratzenried die Wappen-
 änderung.









 Burg Ratzenried von 1617.
 
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 1515 nannte sich Jos V. zum ersten Mal 
 Jos von Ratzenried und siegelte mit dem
 neuen Wappen. Das Wappen war seitdem
 viergeteilt und zu den Humpishunden kam die
 rote Sonne mit blauen Strahlen der alten
 Herren v. Ratzenried. Jos V. und seine Nach-
 kommen nannten und schrieben sich nur
 noch von Ratzenried und heirateten nur noch
 mit alteingesessenen Landadel von Biberach,
 Pappenheim, Laubenberg, Rietheim, Schönau,
 Weiler, Rechberg, Stein, Stauffenberg usw.

 Jos V. Begründer der Oberschloßlinie
 und Jakob Begründer der Unterschloßlinie

 1498 kam es zur offiziellen Teilung des Ratz-
 enrieder Lehens. Jakob Humpis verzichtete
 auf Schloß Ratzenried, denn für Ihn wurde ein
 zweites Schloß in Wetzelried gebaut. 1503
 wurde das Schloß Wetzelried zum ersten Mal
 erwähnt. Doch noch 1512 gab es noch Rech-
 nungen wegen des neu aufgebauten Schloß
 zu Wetzelried. Nach dem Tod des Stamm-
 vaters der Unterschloßlinie Jakob Humpis be-
 treute Jos V. ab 1502 die unmündigen Kinder,
 bis der älteste Sohn Sebastian von Ratzen-
 ried zu Wetzelried, kurz vor dem Bauernkrieg
 die Verwaltung des unteren Schloßes über-
 nahm. Der Lehenbrief Kaiser Karls V. an ihn
 von 1521 zeugte davon, daß er in diesem
 Jahr schon im Amt war. 1535 schloß er zu-
 sammen mit vielen anderen Adligen Ober-
 schwabens den Bund der katholischen Stände
 Oberschwabens zur Verteidigung des alten
 Glaubens als Gegenreaktion gegen den Pro-
 testantismus. Die Adligen Oberschwabens
 hielten auch nach der Reformation am kath.
 Glauben fest.








 Schloß und Kirche Wetzelried von 1617.

 Der Stammvater der Oberschloßlinie Jos V.
 von Ratzenried, war 1523 gestorben. Nach
 seinem Tod führte seine Witwe, Euphrosinia
 v. Pappenheim, die herrschaftlichen Geschäfte
 fort. Ihre Söhne Jos VI. und Balsius waren in
 Ausbildung in Isny und am Hof des Pfalz-
 grafen und des Markgrafen von Baden.
 Blasius fiel 1535 in Ungarn gegen die Türken,
 als diese nach jahrzehntelanger Bedrohung
 wieder aus Europa gedrängt werden konnten.
 Jos VI., nannte sich als erster v. Ratzenried
 zu Ratzenried im Gegensatz zur Unteren Linie
 v. Ratzenried zu Wetzelried.
 Da 1556 beim Tod des Jos VI. v. Ratzenried
 dessen Kinder noch minderjährig und unter
 Schutz, Schirm dem löblichen Haus Öster-
 reich und wegen dem Schloß Ratzenried
 verwandt und zugetan waren, stellte die 
 Innsbrucker Regierung als Vormünder u.a.
 Hans Dionys v. Hohenegg, Burkhard v. 
 Kaltental und Hans J. v. Barsberg auf.

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 Der Sohn Jos Ludwig (1547-1611) hatte 1561 in
 Ingolstadt studiert. Nach dem Regierungsantritt
 von Kaiser Rudolf II. legte er 1577 den Treueeid
 stellvertretend vor dem Abt in Ochsenhausen ab.
 1580 kaufte er von den Truchsessen v. Waldburg
 die Herrschaft Bellamont bei Biberach ab und
 nannte sich seither Jos Ludwig von Ratzenried
 und Bellamont. Gleich im Jahr 1581 gab es
 Differenzen mit dem Abt von Ochsenhausen und
 Jos Ludwig v. Ratzenried, vermutlich wegen der
 Gerichtsbarkeit. 1582 erhielt er von Kaiser Rudolf
 die hohe Gerichtsbarkeit über Bellamont ver-
 liehen. Bereits 1595 verkaufte er Bellamont um
 25000fl. wieder an das Kloster Ochsenhausen.
 
 Jos Ludwig v. Ratzenried erwirbt von Joh. Jacob
 v. Waltrams zu Siggen 1609 das Schloß und
 Dorf Efritzweiler und das Dorf Kluftern, samt
 der Gerichtsbarkeit, die Lehen der Herren von
 Fürstenberg war. Die Söhne des Jos Ludwig,
 Albrecht und Wolfgang studierten 1591 in Dillin-
 gen. Der erste wurde Domherr in Augsburg, der
 letztere übernahm die Herrschaft Ratzenried.
 In den wohlklingenden Titeln zeigt sich die Viel-
 falt seiner Aufgaben, die er teilweise von seinem
 Vater vererbt bekam: Wolfgang v. und zu Ratz-
 enried, Effritzweiler und Kluftern, des Erzherzogs
 Maximilian v. Tirol Mundschenk und Constanz-
 ischer Erbkämmerer.
 Wolfgang residierte immer wieder in Effritzweiler
 und hatte so starke Bindungen an diese Herr-
 schaft, daß er in Kluftern 1627 eine Kirche
 stiftete. Wolfgang war mit Maria v. Stain ver-
 heiratet, hatte aber keine Nachkommen.
 Wolfgang v. Ratzenried starb 1636 und wurde in
 der Kirche in Kluftern begraben, dort befindet
 sich noch heute sein Grabstein. 












 Die von Wolfgang v. Ratzenried gestiftete Kirche
 in Kluftern bei Markdorf heute.

 Sein Bruder Albrecht trat am 16. März 1591 in
 den geistlichen Stand und erhielt 1599 von
 Papst Klemens VIII. in einer päpstlichen Bulle
 ein Kanonikat in Mainz. Er nannte sich der hohen
 fürstlichen Stifte Eichstätt und Augsburg Dom-
 herr, Cantor, fürstlich Eichstättischer Rat und 
 Pfleger zu Nessenfels und fügte, nachdem er das
 Erbe seines Bruders angetreten hatte, seinen
 Titeln noch v. Effritzweiler und Kluftern dazu. 
 1645 verkaufte er an seinen Vetter Speth v. Zwie-
 falten zu Hettingen die Herrschaft Effritzweiler
 u. Kluftern.
 Albrecht v. Ratzenried starb am 2. Mai 1645 in
 Eichstätt, mit Ihm starb die Oberschloßlinie aus.
 Somit fiel diese Herschaftshälfte an die Unter-
 schloßlinie, und die Teilung von 1498 war wieder
 aufgehoben.
 
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 Der dreißigjährige Krieg
 
 Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts waren
 Mittel- und Norddeutschland fast völlig protest-
 antisch, West- und Süddeutschland blieben -
 abgesehen von den Reichsstädten - größten-
 teils katholisch. Die Ritterkantone, zu denen
 die Ritterschaft Ratzenried gehörte, mußte
 an die katholische Liga bestimmte Krieges-
 kontributionen d.h. außerordentliche Steuern
 entrichten. Der Ritterkanton Allgäu-Bodensee
 mit Kanzlei in Wangen legte die Beiträge auf
 die einzelnen Ritterschaften, die Herren der
 Ritterschaften wiederum auf die Bauern um.
 Die Bevölkerung, einschließlich der Adel ver-
 armte.
 Am 7. September 1631 wurde der kaiserliche
 katholische Feldherr Tilly in Sachsen von den
 protestantischen Schweden vernichtend ge-
 schlagen. Damit war der Weg nach West- und
 Süddeutschland frei. 
 Die Schweden marschierten im Frühjahr 1632
 von Mainz nach Süden und erreichten im April
 den Lech. Ein Teil der Armee wurde unter dem
 Generalmajor Rutven Richtung Süden gesch-
 ickt und näherte sich im März dem Allgäu.
 Eine ungeheure Panik griff um sich angesichts
 der Schreckensgerüchte, die den Schweden
 vorauseilten. Viele Mönche, Kaufleute und
 Adlige setzten sich nach Tirol oder in die Sch-
 weiz ab. Am 13. April wird Johann Ulrich
 Humpis v. Waltrams Herr zu Siggen als Haupt-
 mann in einer Beschwerde erwähnt, weil seine
 Untertanen einen Leutnant ermordet hatten.
 Joh. Ulrich Humpis war 1633 Domherr zu Eich-
 stätt. Am 14. April wurde von den Schweden
 Memmingen besetzt. Diese drohten mit Feuer
 und Schwert, daraufhin schickten zahlreiche
 reiche Allgäuer Städte und Gemeinden Ab-
 ordnungen nach Memmingen, um sich zu
 unterwerfen. Am 19. April besetzten die 
 Schweden Isny und am 29. April mit 500 Reit-
 ern Wangen, ohne Widerstand zu spüren. Im
 Schreiben von Hauprecht II. Humpis v. Walt-
 rams, Herr zu Amtzell und Pfaffenweiler heißt
 es, daß er sich mit der Bitte um Hilfe für seine
 
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 Untertanen nach Bregenz zu von Raitnaw be-
 geben hatte. Herrschaft Schomburg, das seinen
 Brüdern gehörte, war geplündert worden.
 Bregenz vom 4. Mai 1632. 1 Blatt. O.Ö. Hof-
 registratur, Reihe D, Fasz. 1619-1632..
 Anfang Mai zogen kaiserliche Truppen unter dem
 Anführer Hauprecht II. Humpis v. Waltrams, Herr
 zu Amtzell und Pfaffenweiler von Lindau aus über
 Schomburg Richtung Wangen, um die Schweden
 von dort zu vertreiben. Diese zogen Ihnen jedoch
 entgegen, wurden aber am Donnerstag, dem
 6. Mai, bei Herfatz geschlagen. Auch Wolfgang
 Humpis v. Ratzenried war in dieser Phase nicht
 untätig und hatte einige Bauern und Soldaten um
 sich geschart. Mit diesen überfiel er etliche noch
 in Wangen verbliebene Schweden, und vertrieb
 sie daselbst. Die Schweden gaben deshalb
 Wangen auf und zogen sich nach Leutkirch zu-
 rück. Auf  dem Weg dorthin äscherten sie Dürren
 und Hilpertshofen ein und versuchten auch nach
 Ratzenried vorzudringen, wobei sie scheiterten.
 Die Schweden holten Verstärkung in Leutkirch
 und zogen Richtung Ratzenried. Die Ratzenrieder
 Bauern, Ihr Ammann und Wolfgang v. Ratzenried
 errichteten eine Sperre. Die Schweden konnten
 die Sperre überwinden und verfolgten die Ratzen-
 rieder bis zum Oberen Schloß. Die Ratzenrieder
 flüchteten nach aussichtslosen Kampf, aus der
 Burg in den Wald. Die Schweden eroberten die
 Burg und zerstörten oder raubten sämtlichen
 Hausrat, das Geschirr, Kirchenschätze im Wert
 von 20000 fl. und briefliche Dokumente wie Ur-
 kunden und Wertpapiere von unschätzbarem
 Wert. Aus den Vorratskellern der Burg oder des
 Bauhofs raubten sie schließlich noch Früchte,
 Getreide usw. im Wert von 1800 fl. Danach
 steckten sie die Burg in Brand. Die Zerstörung
 der Ratzenrieder Burg muß derartig gewesen
 sein, daß ein Wiederaufbau 80000 fl. gekostet
 hätte. Danach sind die Schweden in das Dorf
 Wetzelried und haben das Schloß ausgeraubt.
 Das Schloß, die Kirche, das Pfarrhaus, das
 Schulhaus wurden ein Raub der Flammen. Nicht
 nur die Schweden waren wegen Ihrer Brutalität
 gefürchtet, sondern auch die kaiserlichen
 Soldaten ließen sich davon anstecken. 
   
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 Die Söhne des Johann Anton Franz v. Ratzenried
 studierten in Konstanz, Dillingen, Freiburg,
 Straßburg und Paris. Sein erstgeborener Sohn
 wurde 1728 Domherr in Konstanz, 1743 in Augs-
 burg und war bis 1767 fürstlich Konstanzischer
 "Vicevicarius generalis et Canonicus". Der zweite
 Sohn, Johann Philipp Joseph, erbte die Herr-
 schaft Ratzenried. Auch er war im Ritterkanton
 engagiert. Er trug auch den den Titel "kaiserlicher
 Rat" und war Direktorialrat im Ritterkanton, war
 Obervogt auf der Reichenau und bischöflicher
 Erbkämmerer und geheimer Rat in Konstanz.
 Verheiratet war er mit Maria Ursula Freiin v. Ber-
 oldingen. Nach dem Tode von Johann Philipp
 Joseph v. Ratzenried, erbte sein Sohn Franz
 Conrad Xaver den Ratzenrieder Besitz. Dieser
 studierte an den Universitäten Würzbug, Straß-
 burg, Paris und Wien. Franz Conrad muß sich
 vorzugsweise in Straßburg aufgehalten haben, 
 dort heiratete er 1797 eine Straßburgerin,
 namens Magdalena Stamm, bürgerlicher Abkunft.
 Die unstandesgemäße Ehe warte nicht lange und
 blieb kinderlos. 1810 erwarb Franz Conrad Xaver
 v. Ratzenried von Fürst Wilhelm von Nassau-
 Oranien, dem Rechtsnachfolger des Klosters
 Weingarten, um 38000 fl. mehrere Güter und Ge-
 fälle und Rechte im Oberamt Leutkirch und
 Ravensburg, darunter das Vogt- und Patronats-
 recht über die Kaplanei in Leutkirch. Am 6. März
 1811 überließ er, da er keine Kinder hatte die
 Herrschaft Ratzenried seinem Neffen, dem Grafen
 Paul Josef v. Beroldingen. Dabei wurde vereinbart,
 daß der Graf v. Beroldingen dem Freiherrn jähr-
 lich 3500 fl., seiner Frau, dann wenn sie ihn über-
 lebte, jährlich 1200 fl., seiner Mutter und den zwei
 ledigen Schwestern jährlich 2500 fl. zahlen sollte.
 Der Kapitalwert der Herrschaft wurde auf 26341 fl.
 und der jährliche Ertrag auf 4500 fl. geschätzt.
 Da Franz Conrad Xaver keine Kinder hinterließ,
 starb mit seinem Tod am 3. Januar 1813 das Ge-
 schlecht der Humpis v. Ratzenried aus.
 Sein Grabstein befindet sich in der Kirche von
 Ratzenried.
 
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 Die Unterschloßlinie bis zu ihrem
 Aussterben
 
 Georg Ludwig v. Ratzenried (1621-1659) hatte
 durch das Aussterben der Oberschloßlinie
 deren Herrschaftshälfte geerbt. Trotz der Zu-
 sammenfassung der beiden Hälften wurden
 aber bis zur Auflösung des Ratzenrieder
 Lehens die Lehensbriefe wurde weiterhin nach
 Unter- und Oberschloßlinie unterschieden und
 berechnete auch der Ritterkanton seine Steuer-
 umlagen weiterhin getrennt nach beiden ehe-
 maligen Herrschaftshälften. Sein Sohn Johann
 Franz Willibald v. Ratzenried beendete 1680
 den Wiederaufbau des Unteren Schloßes, wo-
 bei von St. Gallen die Erlaubnis erhalten hatte,
 aus dem ruinierten Oberen Schloß Steine her-
 unter zu führen. Wappen und Jahreszahl sind
 noch am Schloß zu sehen.
 Johann, Anton Franz v. Ratzenried, der Sohn
 von Franz Willibald hatte als nächster die
 Herrschaft inne. Johann Anton Franz v. Ratz-
 enried hatte allerlei Ämter, so das des bisch-
 öflichen geheimen Rats und des Obervogts der
 Reichenau. Als solcher hatte er dort Aufgaben
 betr. die Verwaltung, das Lehenwesen und die
 Landeshoheit. Ferner befand er sich im Direkt-
 ionalausschuß des Ritterkanton und war Ober-
 hofmarschall in der Hofhaltung in Konstanz,
 hatte Personalangelegenheiten zu erledigen,
 war bei Wahlen und Konsekrationen der
 Bischöfe und bei Empfängen von geistlichen u.
 weltlichen Herren zuständig, hatte Jagden und
 Reisen der Bischöfe zu organisieren, fungierte
 als Premierminister in diplomatischen Mission-
 en, sei es als bischöflicher Gesandter, Beauf-
 tragter des Schwäbischen Bundes bei der
 Kaiserwahl Karls VII. in Frankfurt oder als
 Botschafter des Bistums Konstanz bei der
 Schweiz. Seiner Initiative war es auch zuzu-
 sprechen, daß Stiftsgebäude und Kirche in
 Konstanz nach dem Brand 1728 wiederauf-
 gebaut wurden. 

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 Wappen der Humpis
 v. und zu Ratzenried.
Copyright © 2004 Bernd Hanslmeier. Impressum

Humpis v. Ratzenried.

 Neuburg 1595, Zeich-
 nung an der Kirche
 St. Arbogast in Götzis.